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Trauer um einen afghanischen Geflüchteten

Der frühere Ehinger Zeitungsverleger und Redaktionsleiter Veit Feger stellte dem Freundeskreis nachfolgenden Text zur Verfügung:

Gedenkfeier für toten afghanischen Flüchtling

Am Nachmittag des 11. Januar 2018, fand in der Hauskapelle des Schelklinger Konradihauses eine Gedenkfeier für den knapp vierzigjährigen afghanischen Flüchtling Aynuddin Yousufzay statt. Der jetzt Tote hatte in der Gemeinschaftsunterkunft des Alb-Donau-Kreises an der Berkacher Straße in Ehingen gewohnt und hat zu Lebzeiten zeitweilig in der Küche des vom Konradihaus getragenen Gasthauses "vis-a-vis" gearbeitet. -- Konradihaus-Betreuer Christof Werneke hat die Gedenk- und Trauerfeier am Donnerstag vorbereitet.

Der frühere Ehinger Zeitungsverleger und Redaktionsleiter Veit Feger, der dem Afghanen längere Zeit Deutschunterricht erteilt hatte, hielt auf Bitten Wernekes eine Ansprache mit Aussagen zum Leben und zur Person des Toten; die Iranerin R. Rahmani übersetzte dieses Ansprache simultan in die in Iran/Afghanistan verbreitete Sprache Dari (eine Form des Persischen), damit junge orientalische Flüchtlinge, die im Konradihaus untergebracht sind, den Darlegungen V. Fegers ohne Probleme folgen konnten. Bei der Trauerfeier sprach Konradihaus-Koch Klaus Michel einige persönliche Worte; seine Frau, sein Sohn und er hatten sich in freundlichster Form um den Fremdling aus Afghanistan gekümmert.

Yousofzay wurde einige Tage vor Weihnachten in einem Wald bei Schelklingen tot aufgefunden; ein Fremdverschulden scheint nicht der Fall.
Yousofzay wohnte seit mehreren Jahren in einer Gemeinschaftsunterkunft des Alb-Donau-Kreises in Ehingen. Zuletzt arbeitete er hauptberuflich in einem Ehinger Industriebetrieb, stand aber vor dem Schritt, hauptberuflich in der Schelklinger Vis-vis-Küche zu arbeiten. - Ob sein Leben in Deutschland durch eine Abschiebe-Anordnung bedroht war, ist dem Verfasser dieses Textes nicht bekannt.
Yousufzay war der Sohn eines Weintrauben anbauenden Landwirts in Afghanistan. Er hatte in seinem Heimatland nach einem Volkswirtschaftsstudium in einem Kabuler Ministerium für Energie- und Wasserwirtschaft gearbeitet , dann aber aus Angst vor Verfolgung durch die Taliban seine Heimat und seine Frau mit zwei kleinen Kindern verlassen und flüchtete nach Deutschland; seine Frau lebte und lebt beim Vater des jetzt Toten. Yousofzays Traum war, seine Familie nach Deutschland nachzuholen und ihnen hier ein weit sichereres Leben als in Afghanistan zu ermöglichen. Aber in den Monaten vor seinem Tod erkannte er wohl, dass dieser Traum kaum erfüllbar sein wird, dass aber auch ein weiteres Leben in Afghanistan für ihn lebensgefährlich sein würde; entsprechend wurde sein Lebenshorizont noch dunkler, als er ohnehin schon war.
- Die Leiche von Y. wurde am Samstag, 8. Januar, per Luftfracht in seine Heimat gebracht und noch am selben Tag bestattet (laut Aussagen eines afghanischen Bekannten von Yousofzay in seinem Heimatdorf). - Vor allem Moslems aus den Bereichen Ehingen und Ulm haben für den Transport und für die verbliebene Familie gesammelt; es kamen über zweitausend Euro zusammen; diese sollen, so hört man, weitgehend der Familie in Afghanistan übergeben werden. Ein großer Teil der Transportkosten wurde aus Mitteln der Öffentlichen Hand getragen. - Menschen, die A. Yousofzay näher kannten, darunter mehrere Deutsch, schildern den jetzt Toten als zurückhaltend, bescheiden, hilfsbereit, ja liebenswürdig.

(Veit Feger, Ehingen)

u.helldorff 23.02.2018

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